Gedenkstätte unerfüllter Versprechen

Martin Gut | Gedenkstätte unerfüllter Versprechen

Wer die "Gedenkstätte unerfüllter Versprechen" besucht, muss sich ducken: die Eingangshöhe ist gerade 1.5 hoch.
"Entzünde eine Kerze bei dem Versprechen, das nicht vergessen werden soll" steht beim Eingang geschrieben und fordert den Besucher auf, eine Kerze zu kaufen und mit ihr die Gedenkstätte zu betreten.
Innen, gegenüber dem Eingang, thront eine me­chanische Schreibmaschine. Der Gast wird auf­gefordert, selber ein unerfülltes Versprechen zu benennen (aufzuschreiben).
Der Innenraum wirkt sakral. Durch die vier Aus­senturmnischen ergibt sich mit der quadratischen Grundform eine verschachtelte, kreuzförmige Architektur. Jede Wand ist mit zwei schwarzen Brettern bestückt, worauf je ein unerfülltes Versprechen platziert ist. Daraus resultieren 28 schwarze Bretter. Diese werden wie bei einem Nebenaltar in einer Kirche mit Kerzen beleuchtet.
Zu den unerfüllten Versprechen können Aussagen aus der Politik, der öffentlichen Meinung, dem Recht oder der Religion zählen. Es sind Beteuerungen und Verheissungen, die uns bei privaten wie auch demokratischen Entscheiden beeinflussen bzw. beeinflusst haben.
Statements wie Barak Obamas "Yes We Can" hängen an einem Brett. An einem anderen das berühmte "niemand habe vor, eine Mauer zu er­richten" von Walter Ulrich (kurz vor der Mauer­ errichtung 1961 in der DDR). Eine Verheissung der öffentlichen Meinung: "es herrscht Chancen­gleichheit" ist genauso vertreten wie die ausge­sprochene Drohung verschiedenster Propheten "Die Welt wird untergehen". Und wir müssen feststellen: sie dreht sich noch immer.
Martin Guts Installation ist als ein Ort der Be­sinnung gedacht. Sie schwingt keine Moral-Keule, die mit dem Zeigefinger Lügner entlarvt - Sie ist ein Ort gegen das Vergessen, bestückt mit Statements.
Denn, auch wenn man froh ist, dass viele der Ver­sprechen nicht eingetroffen sind, so wäre andererseits die Welt menschlicher, wären die andere wahr worden.
Martin Guts "Gedenkstätte unerfüllter Verspre­chen" singt letzten Endes das Hohelied der Tat anstelle leerer Wort.­

Material: Abfallholz, mechanische Schreibmaschine, Buch, Pet, Schrauben, Kerzen, Acryl, Feuer
Masse: ca. 3 m x 3.5 m x 3.5 m
Art: Installation

Adresse: http://www.gut.ch/kunst-installation/kunst-installation_martin-gut_gedenkstaette-unterfuellter-versprechen.html

2012

TAGs: Installation, kritische Kunst, Lügen, partizipative Kunst, politische Kunst, Versprechen