Kalk und Gold und Atem

Laura Laeser | Kalk und Gold und Atem

Hilton Bar, Atelier Hilton, Teiggi Kriens
16.09.2016
Dauer: ca 30 minuten
Foto: Rob Nienburg

Mit polternden Tritten renne ich die Holztreppe herauf und über die alten Bodenbretter vor das Publikum.
Hier bleibe ich stehen und lege hinter meinen nackten Füssen ein Schneckenhaus auf den Boden. Ich nehme einen grossen Schritt, greife aus meinem aufgeschürzten Rock ein anderes Schneckenhaus und lege es wieder hinter der Ferse zu Boden. Diese Bewegung wiederhole ich immer und immer wieder.
Ein Rhytmus entsteht, die Schritte führen mich in einer Spirale immer näher zur Mitte des Platzes, die ausgewählten Schneckenhäuser und auch die Abstände am Boden werden immer kleiner. Es wird immer schwieriger, ein Schneckenhäuschen hinter mich zu legen ohne es zu zertrampeln. Dann kommt der Moment, in dem die Schürze leer ist. ich setzte mich zuerst mit angezogenen Knien vorsichtig in der Mitte auf den Boden und lege mich dann auf den Rücken, so dass der Kopf in der Mitte der Spirale ruht.
Aus dem Ausschnitt meines Kleides ziehe ich ein Heftlein Blattgold hervor. Ich trenne ein einziges quadratisches Blättlein ab und lege es mir aufs Gesicht. Es verschliesst mir beim einatmen die Atemwege, so dass die Konturen des Gesichts deutlich sichtbar werden. Beim ausatmen zerreisst das feine Gold und fliegt in kleinen Stückchen in die Luft. Dann verschiebe ich meinen Körper um ca 20 Grad, mit Drehpunkt Kopf. Einige Schneckenhäuser zerbrechen, die meisten werden verschoben. Auch diese Bewegungen wiederhole ich, bis ich wieder in der Ausganglage liege.
Ich erhebe mich und trete aus dem Kreis hinaus.